Liebe Freunde:innen des Literatursalon,

wir hatten so eine Ahnung, daß die Herbst- und Winterzeit keine einfache sein würde, besonders nicht für uns Vereinsarbeiter, deren Arbeit ja im wesentlichen auch im Planen und Durchführen von Literatur- und Begegnungsabenden besteht. Diese waren nicht möglich oder nur unter Einschränkungen, die womöglich Absagen oder aufwändige Hygieneprogramme notwendig gemacht hätten. Nun, Schwamm drüber – der Frühling steht vor der Tür und wir freuen uns, wieder zu literarischen Begegnungen einladen zu dürfen:

 

28. April 2022, 19:30 Uhr, Einlaß 19 Uhr
„Erfundene Wirklichkeiten“
Doppelpremiere: Zwei Romane, zwei Verlage, ein Autor.
Florian L. Arnold mit den Verlegern Ralf Friel und Axel Dielmann

Ort: Cabaret Eden, Karlstrasse 71, Ulm

Corona machts möglich: Zwei Bücher, die für das wilde Jahr 2021 geplant waren, erscheinen nun parallel auf dem Buchmarkt: „die wirklichkeit endet an der nächsten ecke“ und „alles verneigt sich vor dem wind“, zwei sprachspielerische Romane aus der Feder des Autors und Illustrators Florian L. Arnold. In beiden Büchern wird das, was wir als Realität bezeichnen, mit einem ordentlichen Schuß Humor und Sinn fürs Surreale umgedreht.
Mit „die wirklichkeit endet an der nächsten ecke“ wird ein herrlich skurriler Kommentar zur Gegenwart gemacht, von der irrlaufenden Verschwörungstheorie bis zur Liebesgeschichte, von der monthypythonesken Gerichtsverhandlung bis zur groteskkomischen Umschreibung der Literaturgeschichte. Alles ist eingehängt in den „wahre[n] Bericht über die Entstehung und Vernichtung des einzigen Lexikons zur Beseitigung der modernen Ratlosigkeit“.

Auch im Roman „alles verneigt sich vor dem wind“ folgt Arnold der höchst selten gewordenen Disziplin des ausgiebigen Erfindens: Drei Künstler wollen sich nicht dem neuen System unterwerfen, wonach alle Künstlerpersönlichkeiten in einem fernen Reservat „aufbewahrt“ und „gepflegt“ werden. Ihre Flucht führt sie durch eine Welt vieler Realitäten, in der die Landkarten aus weißen Flecken bestehen. Der Clou aber folgt am Ende: Ist es Science-Fiction oder der Blick an die Anfänge des Universums?
Beide Bücher unterhalten durch humorvolle Seitenhiebe auf den Kunst- und Kulturbetrieb und sind reichlich mit Illustrationen gespickt.

Cora Schönemann spricht mit dem Autor und den beiden Verlegern Axel Dielmann (Verlag Axel Dielmann) und Ralf Friel (Moloko Plus). Für erhellende Lesehäppchen sorgt Schauspielerin und Dramaturgin Marion Weidenfeld.


11. Mai 2022, 19:30 Uhr, Einlaß 19 Uhr
Nino Haratischwili liest „DAS MANGELNDE LICHT“
Ort: Museumsgesellschaft Ulm, Neue Strasse 85, Ulm

Nach der lang ersehnten Unabhängigkeit vom ins Taumeln geratenen Riesen stürzt der junge georgische Staat ins Chaos. Zwischen den feuchten Wänden und verwunschenen Holzbalkonen der Tbilisser Altstadt finden Ende der 1980er Jahre vier Mädchen zusammen: die freiheitshungrige Dina, die kluge Außenseiterin Ira, die romantische Nene, Nichte des mächtigsten Kriminellen der Stadt, und die sensible Keto. Die erste große Liebe, die nur im Verborgenen blühen darf, die aufbrandende Gewalt in den Straßen, die Stromausfälle, das ins Land gespülte Heroin und die Gespaltenheit einer jungen Demokratie im Bürgerkrieg – allem trotzt ihre Freundschaft, bis ein unverzeihlicher Verrat und ein tragischer Tod sie schließlich doch auseinandersprengt.

Erst 2019 in Brüssel, anlässlich einer großen Retrospektive mit Fotografien ihrer toten Freundin, kommt es zu einer Wiederbegegnung. Die Bilder zeigen ihre Geschichte, die zugleich die Geschichte ihres Landes ist. Eine intime Rückschau, die den Vorhang über der Vergangenheit hebt.

Nino Haratischwili, geboren 1983 in Tbilissi/Georgien, ist preisgekrönte Theaterautorin, –regisseurin und Romanautorin. Ihr großes Familienepos Das achte Leben (Für Brilka), in 25 Sprachen übersetzt, avancierte zum weltweiten Bestseller, eine große internationale Verfilmung ist in Vorbereitung. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Anna-Seghers-Literaturpreis, dem Bertolt-Brecht-Preis und dem Schiller-Gedächtnispreis, ihr Roman Die Katze und der General stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2018.
Heute lebt die Autorin in Berlin.