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Literaturwoche Donau 2021: Eröffnungsabend mit „Der singende Tresen“

Wir danken Manja Präkels, Markus Liske und der Band „Der singende Tresen“ für diesen wunderschönen Auftakt zu unserer neunten Literaturwoche. Es war ein bewegender, amüsanter, manchmal auch trauriger, stets geistreicher und wichtiger Abend. Daß ein Autor wie Erich Mühsam mit solch hervorragenden Künstlern im Gedächtnis der (lesenden) Menschheit bleibt, ist ein unschätzbares Geschenk. Wir danken euch. Und danken auch dem Team des Gleis44 und Samuel Rettig für ihren Einsatz, die Ulmer „Reithalle“ zu einer schönen Location für einen solchen Abend zu machen!

 

Warum Erich Mühsam lesen (und hören)? Teil 2

Heute sehen wir zur Eröffnung der neunten Literaturwoche Donau Der Singende Tresen in Aktion mit Erich Mühsam. Manja Präkels und Markus Liske stellen diesen herausragenden Autor, der 1934 von den Nazis bestialisch ermordet wurde, seit vielen Jahren durch herausgeberische, aber eben auch durch musikalisch-darstellerische Weise vor.

Warum gerade der Anarchist Erich Mühsam? Wie aktuell ist Mühsams Werk heute?

Manja Präkels: „Mühsams umfangreichstes Werk – seine Tagebücher –  wird erst seit ein paar Jahren peu à peu veröffentlicht, ebenfalls im Verbrecher Verlag, herausgegeben von Chris Hirte und Conrad Piens. An seinem Leidensweg und schließlich dem seiner Gefährtin Zenzl werden die ideologischen Verheerungen des 20. Jahrhunderts gut sichtbar. Mühsam, der Dichter, Revolutionär und Bohemien, war ein Antiautoritärer par excellence. Mit seinen Gedichten und Tagebuchaufzeichnungen hat er mich schon in meiner Jugend abgeholt und nicht mehr losgelassen. Er war wie Medizin für mein gebrochenes Pionierherz und eröffnete eine Welt jenseits der Bevormundung. Die Mauer war gefallen. Systeme brachen. Ich bin ziemlich streng erzogen worden, war verdruckst und eingeschüchtert. Woran sol31lte ich noch glauben, nun, wo alles nichts mehr zählte? Etwas an den Ideen hatte doch gestimmt, oder? Da steht dann Mühsam und erklärt: Klar. Die Welt muss radikal verändert werden, so elend, wie ein Großteil der Menschheit zu leben und sterben gezwungen ist. Es kann eigentlich nur besser werden! Los, fang an. Da vorn am Horizont warten großartige Zukünfte einer Gesellschaft der Vielen, die solidarisch mit- und nicht gegeneinander leben. Die Sache hat nur einen Haken: Dafür musst du alles geben. So würde ich mein persönliches Mühsam-Update heute formulieren. Sicher war er in manchen Fragen Kind seiner Zeit. Und doch reichte sein Blick weit darüber hinaus. Auch dass er meist zwischen allen Stühlen saß, nimmt mich sehr für ihn ein. Ein Ort der besten Übersicht!“

Manja Präkels, 1974 in Zehdenick/Mark geboren, ist Sängerin der hochgelobten Band »Der singende Tresen« und Autorin des Lyrikbandes »Tresenlieder«. Sie ist Mitherausgeberin der erzählerischen Anthologie »Kaltland – Eine Sammlung«, eines Klassikers der Nachwende-Literatur.

Für den Verbrecher Verlag stellte sie mit Markus Liske das Erich-Mühsam-Lesebuch »Das seid ihr Hunde wert!« (2014) sowie den Band »Vorsicht Volk! Oder: Bewegungen im Wahn?« (2015) zusammen. Präkels erhielt für ihr Werk zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem das Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste (2005) und das Aufenthaltsstipendium im Writers House Ventspils, Lettland (2012/13).

Manja Präkels wurde für ihren Debütroman „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ mit dem Kranichsteiner Jugendliteratur-Stipendium 2018 und dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2018 ausgezeichnet.

Zudem erhält sie für diesen Roman den Anna-Seghers-Preis 2018.

Siehe auch: gedankenmanufaktur.net

Warum Erich Mühsam lesen (und hören)?

Am Samstag, 31. Juli 2021, erleben wir Der Singende Tresen in Aktion mit Erich Mühsam. Markus Liske und Manja Präkels stellen diesen herausragenden Autor, der 1934 von den Nazis bestialisch ermordet wurde, seit vielen Jahren durch herausgeberische, aber eben auch durch musikalisch-darstellerische Weise vor.

Wir haben Markus gefragt, was ihn an diesem Autor bewegt.

„Erich Mühsam ist zweifellos eine der wichtigsten literarischen und politischen Stimmen des beginnenden 20. Jahrhunderts in Deutschland. Mit brillanten Essays sowie seinem Hauptwerk, den Tagebüchern von 1910 bis 1924, begleitete er den Untergang des Kaiserreichs, die Revolutionszeit und die Weimarer Republik, analysierte das Geschehen, war 1918 der erste Deutsche der die Revolution ausrief und sagte bereits im Frühjahr 1919 den kommenden Faschismus voraus. Vor allem aber war er ein wunderbarer Dichter, ätzender Satiriker, Revolutionär und lebenslustiger Bohemien mit großem Hang zu Ausschweifungen aller Art. Kurz: Leben und Werk sind bei Mühsam einfach nicht zu trennen. Deshalb war es uns wichtig, anhand seiner Texte auch seine Lebensgeschichte zu erzählen.“

Markus Liske, 1967 in Bremen geboren, lebt in Berlin. Er ist Autor und Teil der Band »Der singende Tresen«. Nach mehreren Bänden mit Satiren und Essays war er 2011 Mitherausgeber der erzählerischen Anthologie „Kaltland – Eine Sammlung“.

Wir freuen uns auf den Abend mit dem „singenden Tresen“ in der Ulmer Reithalle, Schillerstraße

Der Kultursommer ist eine Initiative der Kulturabteilung der Stadt Ulm in Zusammenarbeit mit der Ulmer Kulturszene. Die einzelnen Programmpunkten werden von Gleis 44, Roxy Ulm oder HfG Archiv veranstaltet. Alle Beteiligten bedanken sich bei den Stadtwerke Ulm / Neu-Ulm und bei der Kulturstiftung des Bundes für die freundliche Unterstützung. Die Veranstaltungsreihe wird im Programm Kultursommer 2021 durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM) mit Mitteln aus NEUSTART KULTUR gefördert.
> Das ganze Programm der Literaturwoche Donau 2021

Literaturwoche Donau 2021: Wir wagen es!

Pressemitteilung vom 7. 6. 2021

Literaturwoche Donau 2021: Wir wagen es!
31. Juli bis 17. August 2021

Es gehörte zu den schwersten Momenten, seit die Literaturwoche Donau 2013 ins Leben gerufen wurde: Als wir 2020 das fertig geplante Festival absagen mussten. Wunderbare neue Bücher der unabhängigen Verlagsszene, die es im Coronajahr 2020 ohenhin nicht eben leicht hatten, wahrgenommen zu werden und die wir gerne und mit Leidenschaft vorgestellt hätten – es blieb ein Traum. Nun aber gehen wir mit großem Optimismus und Hoffnung auf eine stabile Wetterlage (s. u.) für die 9. Literaturwoche Donau, die am 31. Juli 2021 mit Manja Präkels‘ „Der singende Tresen“ beginnt und dann bis zum 17. August wunderbare Bücher und Stimmen aus unabhängigen Verlagen präsentieren wird. Weiterlesen

HEUTE: Erich Mühsam! Mit Manja Präkels und Markus Liske & „Der singende Tresen“ 17.11.2018 19:30 Uhr

Samstag 17.11.2018, 19:30 Uhr, Club Orange in der vh Ulm: Erich Mühsam!

>> Leseprobe „Das seid ihr Hunde wert!“ – Das Mühsam-Lesebuch (Verbrecher Verlag)

 

Erich Mühsam
Mensch sein

Trotz allem Mensch sein. Mensch bei allem bleiben
und seinen Menschen nicht verkümmern lassen,
wenn selbst Sterne schon im Dunst verblassen,
geängstigt von dem Spuk, den Menschen treiben.

Mensch sein erlaubt, befielt, den Feind zu hassen.
Mensch sein heißt Unrecht bei der Gurgel fassen
und es mit jedem Keim zu Staub verreiben.

Trotz allem Mensch sein, wär’s auch mit dem Messer!
Doch dem, der Menschen tötet, sei verkündigt:
Vergossnes Blut fließt durch Gewissenssiebe.

War vor der Bluttat deine Seele besser,
so hast du dich am Menschentum versündigt.
Rein bleibt der Mensch, der Blut vergießt aus Liebe.

aus „Brennende Erde. Brennende Erde. Verse eines Kämpfers „
Kurt Wolff Verlag, München, 1920
Format 13,5 x 21,4 cm, 92 S. 

LiteraturKlassiker #3: Erich Mühsam-Abend am 17. 11. 2018 in der vh Ulm

KLASSIKER IM WINTER #3: Erich Mühsam.
Mit Manja Präkels und Markus Liske feat. „Der singende Tresen“
17.11.2018 19:30 Uhr
vh ulm, Club Orange

Erich Mühsam, 1878 in Berlin geboren, war Dichter und politischer Publizist. Er war maßgeblich an der Ausrufung der Münchner Räterepublik beteiligt, wofür er zu 15 Jahren Festungshaft verurteilt wurde. 1933 wurde er erneut verhaftet und am 10. Juli 1934 im KZ Oranienburg ermordet.

Erich Mühsams Tagebücher im Gepäck durchqueren Markus Liske, Manja Präkels & Der Singende Tresen das Land und widmen ihre ganze Kunst dem Dichter und Revolutionär Erich Mühsam, der zwischen zwei Weltkriegen, der zwischen Hoffnung und Verzweiflung stets mit dem Humor eines Überlebenskünstlers ausgerüstet war. Mühsam schrieb Kampf-, Marsch- und Spottlieder, schrieb leidenschaftliche Plädoyers für politische Gefangene und verfolgte ein anarchistisches Revolutionskonzept. Es wird Zeit, den Publizist und Antimilitaristen Mühsam wieder zu entdecken als das, was er (auch) war: einen wortmächtigen Humanisten.

Unveröffentlichte Schätze aus dem Nachlass dieses umtriebigen Protagonisten und vertonte Texte führen mit Spielfreude und Witz zu einem furiosen Abend: „Man höre, wie unvergleichlich Manja Präkels singt! (… ) so, wie sie singt, könnte sie das Telefonbuch heruntersingen und damit gegen alle guten Sitten verstoßen!“ (so der Wiener Kritiker Harald Justin, dem man nur jubelnd zustimmen kann).

Manja Präkels, 1974 in Zehdenick/Mark geboren, ist Sängerin der hochgelobten Band »Der singende Tresen« und Autorin des Lyrikbandes »Tresenlieder«. Sie ist Mitherausgeberin der erzählerischen Anthologie »Kaltland – Eine Sammlung«, eines Klassikers der Nachwende-Literatur.
Für den Verbrecher Verlag stellte sie mit Markus Liske das Erich-Mühsam-Lesebuch »Das seid ihr Hunde wert!« (2014) und den Band »Vorsicht Volk! Oder: Bewegungen im Wahn?« (2015) zusammen.

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